(K)Ein Leben (mehr) in Hektik

Dieses Jahr schreibe ich recht wenig über Fahrrad und Touren. Das liegt daran, dass mir etwas "dazwischen" gekommen ist. Ich nenne es Leben! Am vergangenen Wochenende habe ich mir eine Auszeit genommen. Der ein oder andere denkt nun an Urlaub. Im Prinzip war es das auch, denn es war eine Art Urlaub für mein Hirn. Bevor ich vorweg gleich zu viel verrate, eins nach dem anderen.

Freitag Abend sind wir zu einer entsprechenden Einrichtung in die Nähe von Würzburg gefahren. Nach dem Abendessen, welches bereits im Schweigen eingenommen wurde, wurden sämtliche Regeln für die kommenden eineinhalb Tage erklärt. Früh morgens klappert jemand mit zwei Hölzchen und die ganze Meute begibt sich in ein Rondell, um schnell im Kreis zu laufen. Danach geht es in einen großen Saal und auf Kommando setzt sich jeder hin. Nach dem Sitzen im Schweigen wird langsam gegangen, danach wird eine Glocke geschlagen und alle gehen zum Speisesaal. Eifriges Geklapper mit dem Geschirr und dem Besteck und wenige Minuten später ist alles Essen verputzt. Danach Pause, Klappern mit den Hölzern, ... Das Ganze wiederholt sich mehrere Male. Soweit meine nicht ganz ernst gemeinte Rezension zum Wochenendseminar "Zen-Einführung" am Benediktushof. Sollte es den einen oder anderen an das Leben des Deutschen liebsten Vierbeiners erinnern, so kann es sich dabei nur um einen Zufall handeln. Dieses Vorgehen hatte jedoch seinen Reiz: ich hatte keinerlei Verantwortung, musste mich um nichts kümmern und konnte mich so voll und ganz auf mich selbst konzentrieren. Und so stellte sich selbst banales Laufen im Kreis beim genaueren Hinsehen als ein kleines Abbild des großen Lebens dar. Eine unstrukturierte Masse setzt sich in Bewegung. Jeder hat einen vorgegebenen Rahmen, in dem er sich bewegen kann und doch findet jeder seinen ganz persönlichen Weg. Es geht nicht um Geschwindigkeit. Es geht nicht um ein Ziel. Es geht nur um das Laufen an sich. Manchmal waren soviele Menschen vor mir, dass ich scheinbar keinen Ausweg sehe. Kurze Zeit später (Beharrlichkeit) findet sich ein Weg.

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Mache ich es mir zu leicht, wenn ich weiß, dass ich alles selbst in der Hand habe?

Seit Jahren fahre ich Falträder. Kaum hatte ich eines, habe ich nicht nur viele derer gesehen sondern kam auch mehr und mehr mit Menschen ins Gespräch, die Falträder schätzen oder sich dafür interessieren. Kaum hatte ich ein Dachzelt, fielen mir diese wuchtigen Gestalten auf den Autodächern mehr und mehr auf und auch bei diesem Thema werde ich regelmäßig in Gespräche verwickelt. Seit einigen Monaten befasse ich mich damit, wie ich ein glückliches Leben führen kann. Kaum beschäftige ich mich mit diesem Thema, treffe ich regelmäßig auf Menschen, die auf den gleichen Pfaden wandeln. Woran liegt das? Ist der Blick geschärft? Waren all diese Menschen bereits vorher da und ich habe es nur nicht gemerkt? Ich weiß es nicht, es ist aber wahnsinnig spannend. Vor Kurzem war ich zu einem Brunch eingeladen. An diesem Brunch haben Menschen teilgenommen, die ähnlich denken oder die ähnliches bewegt - zumindest zeigten das die Gespräche bei Tisch. Sie waren geprägt von den Themen Achtsamkeit, Kommunikation ohne Schuldzuweisung gepaart mit ziemlich viel Witz und Humor. Dabei ist mir aufgefallen, dass ein Großteil der Menschen vor Ort einfach nur in sich ruhte. So kam ich auch runter und wurde ruhig. Ich lebte im Hier und im Jetzt. Es war einfach nur ein schöner Nachmittag inmitten von Menschen, die ihr Leben leben. So festigte sich eine Erkenntnis, die ich im Laufe der letzten Monate gewonnen habe: ich habe mein Glück selbst in der Hand. Und zwar nur ich. Daran schließen direkt ein paar Fragen an: wenn es doch so "einfach" ist, glücklich zu sein, warum wirken dann so viele Menschen unglücklich? Begegne ich einigen von diesen scheinbar unglücklichen Menschen mit meiner Erkenntnis, heißt es durchaus: "Du machst es Dir zu leicht" oder "Ganz so leicht ist es dann doch nicht." Doch ist es. Und natürlich mache ich es mir leicht. Warum sollte ich mir meinen eigenen Weg auch schwer gestalten? Der Mensch ist doch von Natur aus eher, naja, faul? Wie dem auch sei, ich erkenne für mich keinen Sinn darin, es mir schwerer als nötig zu machen. Und so lebe ich nach dem Prinzip, dass ich mein Glück selbst in der Hand habe. Ich nehme die Dinge wie sie sind: meist nicht so tragisch. Das Leben ist schön. Weil ich es dazu mache!

Wann ist ein Mann ein Mann?

Bedingt durch mein wunderschönes Umfeld, begann ich mich mit den geschlechterspezifischen Unterschieden in Sachen Beziehung zu befassen. Für mich eines der spannendsten Themen überhaupt, denn nichts gibt mir mehr als die (emotionale) Interaktion mit Menschen. So stelle ich mir tatsächlich die Frage, was dazu führt, dass sich Beziehungen zu Frauen bisweilen schwierig gestalten, weil sich Männer emotional distanziert verhalten, damit sie ihr Bild von Unabhängigkeit und damit vom starken Geschlecht nicht verlieren. Ich selbst habe als Kind die Erfahrung machen dürfen, dass man über mich lacht. Warum? Ganz einfach: weil ich mich in einem Gefüge namens Familie zurecht gefunden habe, weil ich mich unterordnen konnte und damit kein Alphatier war. Weil ich mich in Gruppen wohlgefühlt habe und durchaus gern dafür gesorgt habe, dass es den Mitgrüpplingen gut geht. Das führte bei einigen Familienmitgliedern zur Äußerung, ich sei weich. Damals habe ich nicht verstanden, was passiert. Noch weniger habe ich verstanden, was solche Äußerungen im späteren Verlauf mit einem machen - Selbstzweifel. Durch verschiedene berufliche wie private Stationen in meinem Leben, durch viele Gespräche und letztlich durch das sonderbare Gefährt namens Faltrad und die damit durchgeführten Radtour habe ich gelernt, mich zu akzeptieren und bin mittlerweile gegen derartige Kommentare immun. Doch was heißt es, weich zu sein? Bin ich weich, nur weil ich Gefühle zulasse? Bin ich weich, weil auch ich als Mann emotional sein kann? Weil ich Nähe und Zuwendung brauche, wie jedes andere Wesen auch? Was macht mich zu einem Mann? Ist es die sachgemäße Führung des Hammers? Die Fähigkeit, eine Wand zu tapezieren? Macht es mich zu einem Mann, wenn ich mit Ellenbogen meine Interessen durchsetze? Ich kann für mich keine der genannten Fragen mit gutem Gefühl beantworten, denn es verfestigen sich sofort Gedanken der Ellenbogen-Mentalität in der Gesellschaft. Abgesehen davon stehe ich mit geschlechterspezifischen Klischees voll und ganz auf Kriegsfuß. Eine Frau gehört nicht an den Herd und ein Mann muss nicht den Helden spielen. Ganz ehrlich: Gibt es nicht für jeden von uns einen Heimathafen, in dem wir uns wohl fühlen? Wenn ich abends nach Hause komme, dann freue ich mich auf einen Menschen, dem ich vertraue. Einen Menschen, dem ich vorbehaltslos alles erzählen kann, weil er mich akzeptiert und nicht vorverurteilt. Einen Menschen, der mir zuhört, mich ernst nimmt und - oh Wunder - mir sogar Emotionen entgegen bringt. Bin ich deswegen weniger Mann, weil ich genau darauf stehe? Wenn ich mich in der Arbeitswelt umschaue, dann gibt es durchaus die Menschen, die massiv ihre Interessen durchsetzen. Mal mehr, mal weniger freundlich. Mal männlich hart, mal so, dass man sich abgeholt fühlt. Ganz ehrlich? Variante zwei gefällt mir deutlich besser. Mit diesen Menschen arbeite ich eher und lieber zusammen, weil ich weiß, dass sie mich verstehen und gleichzeitig baut sich ein Wir-Gefühl auf. Genauso, wie im kleinen Kreise daheim. Das ist es, was für mich zählt. Und so bin ich ein Mann, weil mir mein Geschlecht von Hause aus mitgegeben wurde und weil mich rein körperlich etwas von einer Frau unterscheidet. Das und nur das kennzeichnet für mich den Mann. Weder die Gefühlslosigkeit, noch die Härte, noch meine Unabhängigkeit und schon gar keine gesellschaftlichen Zwänge.


Ein Leben in Bewegung

Was heißt das? Was steckt dahinter?

Wie vieles im Leben, passiert bei mir relativ viel spontan. Genauso spontan ist dieser Slogan meiner Webseite entstanden, die vor etwas mehr als einem Jahr das Licht der Welt erblickte. In diesem einen Jahr ist ein bisschen was passiert. Schauen wir es uns kurz an: Ich bezog den Slogan einst nur auf die (kleinen) Räder, auf denen es sich gut bewegt und auf denen ich verstärkt seit dem Jahr 2015 die Welt erkunde. Sicherlich spielten Fahrräder auch vorher eine Rolle, aber nicht solch eine entscheidende. Die kleinen Räder bieten eine besondere Form der Freiheit, da ich sie nahezu überall bei mir haben kann.

Zwei herbe Enttäuschungen im Jahr 2015 führten dazu, dass ich meinen damalig verspürten Frust in knapp über 1.000 km abstrampelte. Dazu sollte nicht unerwähnt bleiben, dass eine Enttäuschung unmittelbar auf meiner bis dahin längsten Radtour, die Fahrt nach Budapest, erfolgte. Gerade hier habe ich gelernt, wie schön es ist, dass ich mir selbst vertrauen kann, dass ich mich an den eigenen Haaren aus einem Sumpf heraus ziehen kann. Solche Erlebnisse führen wohl unbewusst zu einer Stärke.

Und so baute ich mein Leben um. Schritt für Schritt. Das begann mit der Entrümpelung meiner Wohnung. Eine deutsche Band sang es vor Kurzem sehr treffend: Denn es reist sich besser mit leichtem Gepäck. Übertrage ich das aufs gesamte Leben, so habe ich festgestellt, dass Besitz belastet. Ja, er schränkt mich sogar in meiner Handlung ein. Mittlerweile bin ich von Mainz in die Nähe von Karlsruhe gezogen. Ein Leben in Bewegung :-) Habe ich zuvor drei Zimmer bewohnt, sind es nur noch zwei - und es ist immer noch zu viel Zeugs da.

Was nicht zu viel ist, sind meine drei Räder. Oftmals bekomme ich den Eindruck vermittelt, ich müsste mich für die Anzahl und deren Einsatzzweck rechtfertigen. Jedes dieser Räder war ein spontaner Kauf, eine Bauchentscheidung. Wie so oft in meinem Leben fügte sich alles: Während das Tern Verge mein 20 Zoll Reiserad ist, macht das Eclipse P20 einfach nur Spaß und zaubert mir ein Grinsen ins Gesicht. Das Brompton liegt immer im Auto oder begleitet mich auf Städtetrips. Das ist meine Freiheit!

Im letzten Jahr habe ich mich mit so vielen Menschen unterhalten und dabei festgestellt, wieviele Menschen unterschiedlich große Päckchen durch die Gegend tragen: Manch einer kontrolliert alles und jeden. Ein anderer steht sich selbst im Weg und kann ohne ausgiebige Planung keine Entscheidung treffen. Anderen Menschen ist der Genuss von Glück nicht gewährt, weil sie sich davor fürchten, wieder verlassen zu werden und zu leiden. Ich kann das Leben leben, was ich leben möchte und ich habe das große Glück, Bauchentscheidungen treffen zu können. Offensichtlich vertraue ich mir mehr, als ich es je für möglich gehalten habe.

All diese Erkenntnisse sind nicht zuletzt durch meine Partnerin entstanden, die von ganz allein in mein Leben kam, die mich gewähren lässt, die nicht an mir herumbastelt. So stehen Themen wie Akzeptanz und Toleranz ganz oben auf unserer Tagesordnung. Nicht nur zwischen zwei Menschen. Mit dem Ausbruch aus dem "höher, schneller, weiter", dass so viele von uns prägt und belastet, habe ich meinen Weg gefunden und vor allem habe ich erkannt, wie schön es sich lebt, wenn ich mir dieses Glücks bewusst bin.

Ein Leben in Bewegung.


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