Die Zukunftsspirale

Eines vorweg, hierbei handelt es sich nicht um ein neuartiges Verhütungsmittel. Wobei, bei genauer Betrachtung verhütet diese Spirale das persönliche Glück. Ich selbst bin manchmal gefangen in meiner Zukunftsspirale. Da drehen sich meine Gedanken um etwas, was in der Zukunft sein kann. Machen wir es konkret. Eines Abends sitze ich auf meinem Stuhl, lese ein Buch, bin (scheinbar) hochgradig zufrieden, schaue meine Partnerin an und sage folgendes zu ihr: "Es wäre für mich sehr traurig, wenn es mit uns vorbei wäre." Ihre Reaktion: "Damit kann ich gerade nicht so gut umgehen, denn das setzt mich unter Druck."

Der Denkprozess, der bei mir nun in Gang kommt, ist kaum noch zu bremsen: Was? Wieso setzt es sie unter Druck? Ich habe es gut gemeint! Ich will ihr sagen, dass ich mich wohl fühle! Reicht ihr das denn nicht? So oder so ähnlich hat es sich im ersten Moment für mich angefühlt. Mit ein wenig Abstand habe ich beim genaueren Hinsehen festgestellt, dass die Formulierung eher suboptimal war. denn dahinter steckte nichts weiter als eine Angst. Und zwar die Angst vor dem Verlust dessen, was ich gerade habe. Was ich gerade habe, gefällt mir sehr gut. Natürlich möchte ich das behalten. Ich kann das "Behalten" aber nicht kontrollieren, denn wir reden hier von einer Beziehung zu einem Menschen. Und so kann ich auch nicht genießen, was ich gerade habe, denn meine Gedanken drehen sich um die Zukunft. Eine Zeit, die ich mit ihren Gegebenheiten nicht kenne und die ich überhaupt nicht beeinflussen kann. Nun war es nicht ganz leicht herauszufinden, dass es sich hier um eine Angst handelte, denn sie tarnte sich für mich als Kompliment. Mein Gegenüber antwortete offensichtlich ebenso Angst-getrieben, was nur dazu führte, dass meine Angst befeuert wurde. Herzlich Willkommen.

Nun machte ich mir ein paar Gedanken (und las ein wenig über dieses Phänomen) und bin zu dem Schluss gekommen, dass der Weg aus der Spirale so einfach wie (leider) ungewöhnlich ist. Die Angst hat ihren Ursprung. Irgendwo tief in mir sitzt der Glaube fest, nicht zu genügen. Daraus entsteht die Angst vorm Versagen. Das bestimmt meine Gedanken. Meine Gedanken führen zu Handlungen und diese Handlungen letztlich genau zu dem, was ich definitiv vermeiden möchte. Der Volksmund nennt so etwas eine selbsterfüllende Prophezeiung. Wie einfach wäre es nun gewesen, wenn ich meine Aussage mit den Empfinden aus dem Hier und im Jetzt formuliert hätte: "Es ist wahnsinnig schön mit Dir". Das beschreibt, was ich gerade in dem Moment empfinde. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und das ist doch eine ganze Menge. Der Weg aus der Spirale liegt offensichtlich im Jetzt . Nachdem ich akzeptiere, was in mir los ist, lasse ich langsam aber sicher los. Das ist einer der Schlüssel, damit die Spirale langsamer dreht oder vielleicht gar nicht mehr in Gang komme. Indem ich die Zukunft die Zukunft sein lasse, löse ich mich von den ganzen vielen Gedankenvarianten, die ich mit der Zukunft verbinden kann. Dadurch habe ich viel mehr Kapazitäten, mich auf das Jetzt zu konzentrieren. Damit kann ich viel mehr genießen, denn was ich jetzt habe, das kann mir keiner mehr nehmen. Es ist der Moment. Den halte ich in meinen Gedanken ganz fest. Jetzt, später sieht die Sache schon wieder ganz anders aus.


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