Was will uns dieser Titel denn jetzt sagen?! Vorweg: Am Fahrrad selbst hat es nicht gelegen. Anfang Juni diesen Jahres habe ich voller Tatendrang eine alternative Fortbewegungsmöglichkeit gesucht. Meine 20 Kilometer des beinahe täglichen Arbeitsweges wollte ich anders überwinden als mit dem Auto. Ein elektrisches Moped vielleicht? Reichweitenversprechungen von 50 Kilometer mit einer Akkuladung haben mich etwas abgeschreckt. Ich erinnere nur an die Verbrauchs- und Reichweitenangaben bei PKW. Ein Moped ist keine Option, das bekräftigt sich auch bei einem Gespräch mit einem Fachhändler für Elektromobilität in Karlsruhe. Der Händler zeigt mir eine Alternative: das S-Pedelec. Ein Fahrrad mit Motorunterstützung bis 45 km/h und entsprechender Mopedzulassung, bei dem der Fahrer trampeln muss, um auf Geschwindigkeit zu kommen.
Gesehen, gefahren, für gut befunden. Die zu erreichenden Geschwindigkeiten sind der Hammer. Dann kommen so typische Fragen: darf ich damit auf dem Radweg fahren? Muss ich unbedingt auf die Straße? Welchen Kopfschutz brauche ich für das Gerät? Fragen über Fragen. Das Internet behält noch mehr Antworten parat. Und allesamt widersprechen sie sich. Die einen sagen: Ja klar darfst Du außerhalb geschlossener Ortschaften auf den Radweg. Nein sagen die anderen, denn Du hast ein Kleinkraftrad. Ja, Du darfst auch innerhalb geschlossener Ortschaften den Radweg nutzen, wenn er für Mofas freigegeben ist. Nein sagen die anderen, denn es ist kein Mofa sondern fährt 45 km/h. Ein Fahrradhelm reicht, sagt man. Das Gesetz spricht allerdings von einem geeigneten Schutz, der (wie manch einer ahnt) kein Fahrrädern ist. Auf Waldwegen darf ich fahren. Oder eben auch nicht. Schon gar nicht, wenn das Schild prangt: Durchfahrt für Kraftfahrzeuge aller Art verboten (oder so ähnlich).
Leute, es ist ein Fahrrad. Ich bin ein (wie ich meine), rücksichtsvoller Mensch und habe mich das ein oder andere Mal gesetzeswidrig verhalten, da ich mit dem S-Pedelec durch den Wald gefahren bin. Okay! Jedes Mal, wenn ich anderen Radfahrern begegnet bin, habe ich die Geschwindigkeit gedrosselt, damit sich niemand erschreckt und sich niemand gestört fühlt. Niemand? Doch, den einen oder anderen (neidischen) Nörgler gibt es dann doch. Jene Nörgler, die sofort mit Anzeige drohen, weil ich illegalerweise mit einem Fahrrad auf Waldwegen fahre und mein Leben nicht den SUVs oder Überschallsportwagen auf den Straßen dieser Welt anvertraue. Jene Führer von rollenden Kapseln, die den Unterschied zwischen einem normalen Fahrrad und einem Fahrrad mit Straßenzulassung nicht erkennen. Die Benutzung des Fahrradwegs anstelle der mehrspurigen Straße war jedes Mal aufs Neue eine kleine Zitterpartie, weil ich nie wusste, wer sich nun wieder auf den Schlips getreten fühlte. War? Ja, war, denn ich habe mich von dem Gefährt schweren Herzens wieder getrennt. Warum? Weil mir die Widerstände zu hoch sind. Weil die Regelungen klar unklar sind. Weil ich das Kennzeichen nicht abschrauben und in der Tasche bei mir führen möchte. Ich bin umgestiegen: auf ein normales Pedelec, weil ich die Motorunterstützung auf dem Weg zur Arbeit nicht mehr missen möchte. Dafür geht es jetzt langsamer. Und ja, ich ziehe auch ab und an in Erwägung, wieder das Auto zu nutzen, da mir meine Zeit dann doch kostbar ist. Dabei wäre es so einfach: Geschwindigkeitsbeschränkungen auf Fahrradwegen. Jedes (S-)Pedelec hat einen Tacho. Jeder Fahrer eines S-Pedelecs einen Führerschein und kennt somit die Regeln des Straßenverkehrs und ist damit (hoffentlich) in der Lage, Schilder zu erkennen und zu verstehen und seine Geschwindigkeit anzupassen. Warum also passiert nichts? Alternative Formen der Fortbewegung sind offensichtlich nicht gewünscht, schon gar keine, die das Auto in ihrer Bedeutung ersetzen können. Das Verkehrsministerium kümmert sich offensichtlich lieber um die Diesel-Affäre. Sorry, da fehlt noch ein "nicht" im vorhergehenden Satz. Ich bin jetzt wieder langsamer unterwegs - schade, es hätte schön werden können, mit uns, liebes S-Pedelec. Beinahe hättest du ein Auto ersetzt.