So langsam ist es soweit und ich kann sagen, dass mein Tiny House eingerichtet ist. Die letzten Möbel sind eingetroffen:
- ein für mich gestalteter 3in1 Hocker der Möbelmanufaktur Goertz aus Wismar,
- ein sparsamer Vintage Kühlschrank auf einem entsprechenden Schubladenschränkchen und
- ein Fläpps Regal für die Sofa-Ecke, das als Arbeitstischchen genutzt wird.
Zusätzlich sind in der letzten Zeit zwei Youtube-Videos entstanden, die ich Euch natürlich nicht vorenthalten möchte. Für diejenigen, die es ganz eilig haben, hier sind schonmal die Links:
Ich habe festgestellt, dass tatsächlich in der kleinsten Hütte Platz ist und ich möchte Euch heute einen kurzen Einblick in meine Lebenssituation geben, bevor ich weiter auf die Einrichtungsdetails eingehe.
Wie kam es überhaupt zum Tiny House?
Nun, das liegt darin begründet, dass bei meiner Partnerin und mir der Wunsch wuchs, den Lebensraum zu teilen. Dabei stand im Mittelpunkt, dass wir uns beide nicht aufgeben und uns schon gar nicht voneinander abhängig machen wollen. So haben wir uns darauf geeinigt, dass ich ausreichend Platz bei ihr für all meine Kleidungsstsücke bekomme, die ich saisonal und unter der Woche benötige. Der Rest meiner Sachen und meine Möbel sind in mein persönliches Reich, in mein Tiny House gewandert. Und so habe ich die luxuriöse Situation, dass ich einen festen Anlaufpunkt in Karlsruhe und gleichzeitig einen idyllischen Rückzugsort habe, der uns als Paar und mir persönlich sehr viel Raum gibt - ja, auch auf kleiner Fläche.
Und das führt mich nun zu meinen neuen Errungenschaften, die den Charakter des Hauses unterstreichen und die Einrichtung abrunden. Der Vollständigkeit halber erwähne ich an der Stelle, dass ich von den Herstellern keinerlei Goodies bekomme - ich berichte lediglich darüber, weil ich mich an den Produkten erfreue und weil sie meines Erachtens einfach richtig gut in das Konzept Tiny House passen.

Im April 2018 habe ich meine Eltern in Wismar besucht und bin auf die Möbelmanufaktur Goertz am Hafen von Wismar aufmerksam geworden. Ein Blick auf die Webseite verriet, dass die Manufaktur einen liegenden Tisch in Form eines hohlen Quaders anbietet. Doch wie der Zufall es so will, war dieses Modell im April nicht vorrätig. Ich habe im Internet nach alternativen Modellen gesucht, doch nichts hat mir so richtig gefallen oder aber es gab multifunktionale Massenprodukte, deren Preis mir einfach zu hoch erschien. Dann zog es mich nochmals zur Manufaktur und ich diskutierte mit den Mitarbeitern über multifunktionale Möbel, bis wir gemeinsam auf die Idee kamen, den von mir angedachten Tisch etwas größer zu bauen, um ihn gleichzeitig als Hocker verwenden zu können.
Und weil wir gerade dabei sind, kann das Oberteil des Hockers, das als Sitzfläche dient, ja auch so gestaltet werden, dass daraus ein Tablett wird (diese altmodischen Dinger, auf denen man Teller und Tassen transportiert. Abwischbar aber nix zum drauf wischen, um Aktionen auf der Oberfläche auszulösen.). Gesagt, getan: die Firma Goertz hat mir dieses Möbelstück entworfen und gefertigt und das Ergebnis ist für mich einfach nur gelungen.
Vor Kurzem habe ich in Karlsruhe einen Shop entdeckt, der ein paar außergewöhnliche Sachen verkauft. Dort bin ich auf die Produkte von Lumikello aufmerksam geworden. Lumikello verwendet alte Shirts und Reste aus der Textilproduktion und fertigt daraus in Handarbeit Kissen, Sitzpoufs, Körbe und Teppiche. Ich kam nicht umhin, eines dieser kleinen Kissen für mein Sofa mitzunehmen und anzufragen, ob Lumikello mir nicht ein Sitzkissen für meinen 3in1 Tisch herstellen kann. Sobald sich der Tisch nun im Hocker-Modus befindet, ziert ihn ein handgefertigtes Kissen-Unikat. An der Stelle noch einen herzlichen Dank an Eva von Lumikello.

Der Hersteller des Hauses hat mir einen Kühlschrank von Exquisit mitgegeben, der über ausreichend Platz und auch über ein Gefrierfach verfügte. Ich musste ihn gar nicht lange betreiben, um festzustellen, dass mir ein normal großer Tischkühlschrank viel zu groß ist. Das Gefrierfach verbraucht einfach nur mehr Strom, denn ich nutze es nicht. Also wurde der Kühlschrank kurzer Hand auf einer Plattform für Gebrauchtartikel verkauft und ein Kühlschrank der Marke Vintage Industries (die heißen wirklich so) angeschafft. Dieser hat nur halb soviel Volumen wie sein Vorgänger, was für mich vollkommen ausreichend ist. In der Farbe Creme passt er sich dafür umso besser in das Gesamtbild des Hauses ein. Er steht auf einem Tisch mit gekreutzten Beinen. Eigentlich als Nachttisch konzipiert war es eines der wenigen Tischchen, die eine ausreichende Tiefe von 45 cm hatten, damit der Kühlschrank genug Platz hat. Zudem habe ich durch die Schublade noch Stauraum gewonnen und unten drunter passt ein Regal (ebenfalls von Goertz), welches ich durch einen Filzboden zu einer Aufbewahrungskiste umfunktioniert habe.

Der jüngste Neuzugang, der das Haus komplettiert, ist das Regal aus der Serie Fläpps von Ambivalenz aus Berlin. Das kleine Regal hat zusammengeklappt an der Wand eine Fläche von 40 x 40 cm. Ausgeklappt stehen 30 x 30 cm zur Verfügung und es ist ausreichend groß für einen Teller und eine Tasse, ein Buch oder ein Laptop - ab und an muss ich an so einem Gerät meine Brötchen verdienen und so kommt mir dieses Regalchen sehr gelegen. Sofern es nicht gebraucht wird, liegt es schön flach an der Wand. In Gebrauch steht ausreichend Fläche zur Verfügung. Zudem sind die Produkte von Ambivalenz hervorragend gearbeitet. Das hat natürlich seinen Preis.
Ich muss gestehen, dass ich in meinem Tiny House einige Produkte gewählt habe, die ich in einer traditionellen Wohnung vermutlich nie gekauft hätte: zum einen des Preises wegen und zum anderen hätte es auch keine Notwendigkeit gegeben, beispielsweise ultra flache Möbel zu kaufen, denn der Platz ist ja da. Je mehr ich im Haus bin und je mehr ich mit den Sachen lebe, desto mehr wachsen sie mir ans Herz. Und so habe ich für mich aus einer Wohnung ein Tiny House gemacht. Aus Wohnraum ist für mich Lebensraum entstanden, denn im Tiny House habe ich alles was ich brauche in dem für mich richtigen Maß. Nichts ist zu viel und somit belastet mich in materieller Hinsicht nichts. Und noch etwas ist mir aufgefallen: seitdem ich das Haus habe und seitdem es auf dem Campingplatz steht, pflege ich die Kultur der offenen Tür: sobald sie offen steht, sehe ich ins Grüne und es gibt immer ein paar Menschen, die ihren Kopf zur Tür hereinstecken. In der Regel entstehen dadurch sehr schöne Gespräche. Somit bringt mich das Tiny House persönlich ein Stück mehr an das heran, was mir im Leben wichtig ist: Beziehungen - und zwar zu Menschen, nicht zu Dingen. Und das kann ich ganz beruhigt schreiben, auch wenn es in diesem Artikel vorrangig um Dinge ging.